Serie "Lie To Me"

Die Serie „Lie to Me“ von Götz Friedewald offenbart eine scharfsinnige und gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit einem universellen Phänomen: der Bereitschaft der Menschen, sich belügen zu lassen, solange die Wahrheit durch Zerstreuung und Ablenkung erträglich gemacht wird. In einer Zeit, in der politische Manipulation, Desinformation und die Illusion eines bequemen Lebens allgegenwärtig sind, fordert Friedewald den Betrachter mit seiner Kunst heraus, sich diesem unbequemen Thema zu stellen.

Künstlerische Umsetzung

Die Werke aus der Serie zeichnen sich durch eine meisterhafte, fast fotorealistische Darstellung von Glasflaschen, Getränken und Accessoires aus, die mit auffälligen Botschaften kombiniert werden. Die scheinbar makellose Schönheit der dargestellten Objekte – Flaschen, die mit alkoholischen Getränken wie Schnaps, Campari oder anderen Markenartikeln gefüllt sind – strahlt eine verführerische Attraktivität aus. Doch hinter der glänzenden Oberfläche lauert die eigentliche Botschaft: die subtilen Verweise auf Verführung und Täuschung. Jedes Bild trägt Worte wie „shelter me“, „lie to me“, „rescue me“ oder „kid me“, die in kräftigen Farben und Schriften über die Bildoberfläche gelegt sind. Diese Phrasen ziehen den Betrachter direkt in das Narrativ der Serie hinein und laden zu Reflexionen über die menschliche Neigung ein, unangenehme Wahrheiten mit Ablenkungen wie Alkohol, Konsum oder Unterhaltung zu verschleiern. Die Schriftzüge wirken wie Hilferufe oder stille Forderungen, die den Wunsch nach Täuschung und Schutz vor der Realität ausdrücken.

Gesellschaftskritik und Symbolik Friedewalds Serie geht weit über eine bloße Darstellung von Alltagsgegenständen hinaus. Die Flaschen und die darin enthaltenen Spirituosen stehen symbolisch für die Mittel, mit denen die Gesellschaft ihre Wahrheiten betäubt. Alkohol wird hier zu einem Metapher für größere kulturelle Mechanismen: Film, Fernsehen, soziale Medien, süße Versuchungen oder andere Formen von Eskapismus. Indem Friedewald diese alltäglichen „Fluchtmittel“ ins Zentrum seiner Kunst stellt, deckt er die Selbsttäuschung auf, die in modernen Gesellschaften weit verbreitet ist. Die goldene Ziffernfolge aus Einsen und Nullen, die in manchen Bildern im Hintergrund auftaucht, erinnert an digitale Codes. Diese könnten auf die Manipulation durch die digitale Welt und soziale Medien hindeuten – ein weiteres Werkzeug, mit dem Wahrheiten verschleiert und die Massen beruhigt werden. Die Verbindung von alkoholischen Getränken und der digitalen Matrix hinterlässt den Eindruck, dass wir als Gesellschaft zunehmend in einer künstlich konstruierten Realität leben, die uns von der bitteren Wahrheit ablenkt.

Emotionale Wirkung

Die Werke lösen ambivalente Gefühle aus. Auf den ersten Blick wirken sie ästhetisch und einladend, fast wie Werbeanzeigen für die Produkte. Doch je länger man die Bilder betrachtet, desto klarer wird ihre dunkle Botschaft. Die satten Farben, die Glanzlichter auf den Glasoberflächen und die verführerischen Details ziehen den Betrachter in einen angenehmen Bann, der jedoch schnell durch die konfrontativen Botschaften gebrochen wird. Dieser Kontrast zwischen visueller Schönheit und inhaltlicher Schwere ist ein zentrales Merkmal von Friedewalds Kunst.

Fazit

Mit „Lie to Me“ gelingt Götz Friedewald eine außergewöhnliche Serie, die den Betrachter sowohl auf visueller als auch auf intellektueller Ebene fordert. Die Kombination aus realistischer Malerei und konzeptueller Tiefe ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Kunst, das die Betrachter dazu anregt, über ihre eigenen Fluchtmechanismen und die Manipulation durch Politik und Gesellschaft nachzudenken. Friedewald hält uns mit diesen Bildern einen Spiegel vor: Wir sind bereit, uns belügen zu lassen, solange der Schmerz der Wahrheit in Gläsern, Bildschirmen oder süßen Illusionen ertränkt wird. Doch seine Kunst bietet nicht nur Kritik, sondern auch eine Einladung zur Selbstreflexion. Die Serie ist ein unüberhörbarer Weckruf, der die Gesellschaft auffordert, die Fassade zu durchbrechen und die Realität zu sehen – so unbequem sie auch sein mag.

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