Serie "The Wall"

Die Bildserie „The Wall“ von Götz Friedewald zeigt sich als eine vielschichtige und künstlerisch anspruchsvolle Hommage an die 1980er Jahre – eine Dekade des gesellschaftlichen Umbruchs, des Konsumüberschusses und der stilistischen Vielfalt. Die Werke verbinden verschiedene visuelle Ebenen: die Graffiti-Ästhetik der Straße, die kühle Perfektion der Werbegrafik und eine subtile, sozialkritische Narration. Jede Leinwand erzählt eine Geschichte über Protest, Wandel und die visuelle Überflutung jener Zeit.


Werbung als Spiegel und Mahnung

Die Werke sind durchdrungen von ikonischen Logos und Marken: Pepsi-Cola, Bluna, Osram oder Castrol werden in ihrer popkulturellen Bildsprache genutzt und hinterfragt. So verweist Friedewald auf die allgegenwärtige Konsumkultur der 80er Jahre, die die Wände des öffentlichen Raumes genauso dominierte wie die Wahrnehmung der Gesellschaft. In den Arbeiten wie dem „Bluna“-Bild wird die grelle Ästhetik der Werbung mit gesprühten Parolen („Lets play like brothers“) überlagert, wodurch eine Schicht des Widerstands gegen die verführerische Konsumwelt sichtbar wird. Die Werke rufen Erinnerungen an Andy Warhols Pop-Art wach, gehen jedoch tiefer, indem sie die konsumistische Euphorie auch kritisch brechen.


Graffiti und gesellschaftlicher Protest

Friedewald integriert Figuren, die an die Street-Art-Kultur und den Protest auf den Straßen erinnern. In Bildern wie dem mit der TOTAL-Werbung sehen wir schemenhafte Figuren, die wie Demonstranten wirken. Ihre Posen deuten auf Bewegung und Rebellion hin, während die farbliche Intensität und Dynamik die Konfrontation der Straße einfängt. Graffiti ist hier nicht nur Stilmittel, sondern Ausdruck einer Protestbewegung, die aus den unteren Schichten der Gesellschaft herauswuchs und die visuelle Sprache der Städte prägte.


Fragmentierte Zeitreise

Die brüchigen Texturen, Risse und Übermalungen der Bilder simulieren Wände, die durch Jahrzehnte hinweg Geschichten aufgesogen haben. Es ist, als ob man durch den geschichtlichen Schutt der urbanen Landschaft blickt. Werke wie jenes mit dem Fensterblick auf die Skyline (Twin-Tower-artige Silhouette im Hintergrund) verleihen der Serie eine räumliche und zeitliche Tiefe. Der Betrachter wird eingeladen, die Fragmente zu entschlüsseln: Wo beginnt die Ästhetik der Vergangenheit und wo die Kritik der Gegenwart?


Der Mensch und sein Schatten

Die schemenhaften Figuren sind omnipräsent – gesichtslos, anonym, und doch erzählerisch stark. Diese Menschen wirken wie Schatten ihrer Zeit, eingebunden in das Spiel von Werbung, Revolution und Konsum. Ob in kämpferischer Haltung oder schlicht in der Interaktion mit den Wänden der Stadt, sie personifizieren die Herausforderungen der Epoche.


Farbexplosionen und Komposition

Die dynamische Farbpalette, von grellem Rot und Gelb bis zu kaltem Blau, verleiht den Arbeiten einen vibrierenden Puls. Sie sind nicht nur Zeugnisse einer Ära, sondern energetische Zeitkapseln. Der Kontrast zwischen den glatten Werbelogos und den rauen, verwitterten Oberflächen erschafft eine Spannung, die die Werke zugleich laut und nachdenklich macht.


Kunst als Archiv des Wandels

Götz Friedewalds Serie „The Wall“ geht über die reine Dokumentation der 1980er Jahre hinaus. Sie ist eine Reflexion über die Macht der Bilder, die Rebellion des Individuums und den Wandel urbaner Räume. Die Werke sprechen von einem Jahrzehnt, in dem die Massenkultur ebenso dominant war wie die Kraft der Opposition. Friedewalds vielschichtige Collagen zeigen, wie sich Geschichte und Gesellschaft in Bildern und Symbolen manifestieren – und wie diese weiterhin unsere Gegenwart prägen.


Ein Muss für Liebhaber von Street-Art, Pop-Art und kritischer Kunst.

Image

Die Zukunft ist kreativ